Mittwoch, 29. Dezember 2010

Weinseliges und Weihnachtliches

Sandhofen: Das Dionysos-Ensemble besingt in "PX de Dom" das Kulturgut Wein / Hans-Dieter Willisch unterhält mit der Lesung der "Woihnachtsgschischt"

Weinseliges und Weihnachtliches

Von unserem Mitarbeiter Christian Hoffmann

Es war der krönende Abschluss des Weihnachtsfestes. Am Heiligen Abend hatten die Organisatoren mit einigen Bedürftigen und einsamen Menschen bei deftigen Gänsekeulen gefeiert. Und nun, am zweiten Weihnachtsfeiertag, rundete die vierköpfige Gesangsgruppe "Dionysos Ensemble" das Fest ab. Programmtitel: "Wein achten im Dom". Die Macher vom Christlichen Kulturverein Sandhofen (CKS) signalisieren, dass sie darauf brennen, die umgestaltete Jakobuskirche als atmosphärische Kulturstätte im Mannheimer Kunstleben zu etablieren. Die Weichen sind gestellt - das Jahr 2011 kann kommen.

Sicher hätten es ein paar Besucher mehr sein können, auch wenn der Zuspruch verhältnismäßig gut war. Bei glatten Straßen und Schneegestöber verlassen jedoch aktuell die Menschen nur ungern das Heim. Doch für die Gäste, die sich den Auftritt des Gesangsquartetts "Dionysos-Ensemble" nicht entgehen lassen wollten, gab es heißen Glühwein und Weihnachtsgebäck.

Pfälzische Weihnachtsgeschichte

Die klangliche Eröffnung lieferte Georg Metz an der Orgel. Für eine stimmungsvolle Beleuchtung sorgte Lichtmann Gerhard Oehlert, der auch das Deidesheimer Boulevard-Theater illuminiert. In jenem Theater ist Hans-Dieter Willisch künstlerischer Leiter. Bei "PX de Dom" zitierte Willisch aus "Die Woihnachtsgschischt" des Sprachwissenschaftlers Walter Sauer. Es ist die Übersetzung der biblischen Weihnachtsgeschichte nach Lukas und Matthäus ins Pfälzische ("Ä Mädel hot Maria geheese"). Erschienen ist dieses Mundartwerk im regionalen Verlag "Edition Tintenfaß", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, bedrohte Sprachen wie Aramäisch, Plautdietsch oder Sorbisch herauszubringen. So veröffentlichte die "Edition Tintenfaß" auch Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter" in der alten Sütterlinschrift, die ab 1915 in den deutschen Schulen als Gebrauchsschrift gelehrt wurde.

Was kann man mit traditionellem, in Vergessenheit geratenem Liedgut alles anfangen? Wie bringe ich derartige Stücke auf ein professionelles Niveau? Diesen Fragen stellt sich das 2007 gegründete Dionysos-Ensemble, das gerne das Kulturgut Wein besingt. Zwei Tenöre, Stefan Ehmann und Ingo Wackenhut, sowie zwei Bässe, Thomas Herberich und André Uelner, fertig ist die "vokale Trockenbeerenauslese". "Wir kramen alte Chorliteratur heraus und polieren sie auf", erklärte einer der Tenorsänger des Männergesangsquartetts, Ingo Wackenhut, der in Heidelberg Musikwissenschaft und Germanistik studiert hat.

In der Jakobuskirche stimmten die vier Sänger die Volksweise "Maria durch ein Dornwald ging", aber auch weinselige Nummern wie "Wohlauf, Ihr Gäste" oder "Der Zecher als Doctrinair" von Robert Schumann an.

Ein Höhepunkt des Abends war das Lied "Leise rieselt der Schnee", welches das Dionysos-Ensemble gemeinsam mit dem Publikum zu Gehör brachte. Das war nicht nur ein Nebeneinandersingen, wie man es aus vielen Konzerten kennt, sondern eine straff unterteilte Intonation aus zahlreichen Kehlen.

Im Frühjahr geht es weiter: "Wein, Weib und Gesang" heißt das nächste Programm, an dem das Dionysos-Quartett noch feilt und das 2011 auf die Bühnen gebracht wird.